Brett-, Gesellschaftsspiele und Tabletops sind wieder im Kommen. Der Markt wird immer größer, soziales Miteinander beim Spielen und auch die physische, taktile Komponente ist für Spielende oft wichtig. Die Digitalisierung macht jedoch auch vor dem Spieltisch nicht halt – immer häufiger werden Brettspiele, die Teile der Spielmechanik in zugehörige Apps auslagern oder das Spielgefühl app-gestützt durch Musik, Soundeffekte und Sprachausgabe bereichern. Diese eher unterschwellige Form von Augmented Reality ist dem Startup Tilt Five um Gründerin und CEO Jeri Ellsworth nicht genug.
Das Tilt-Five-Kit besteht aus einer AR-Brille, einem Wand genannten Controller, einem reflektiven Spielbrett und Spielkarten mit QR-artigen Codes. (Bild: Kickstarter / Tilt Five)
Aus CastAR mach Tilt Five
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Zusammen mit anderen AR-Profis arbeitete sie vorher schon an einem anderen, 2017 eingestellten AR-Projekt – der projektions-basierten Brille CastAR. Dafür bekam das Team damals sogar tatkräftige finanzielle Unterstützung von Andy Rubins Playground Incubator (15 Millionen US-Dollar). Dennoch endete das Projekt aufgrund finanzieller Schwierigkeiten vorzeitig. Nach dem Abbruch legten Ellsworth und Kollegen allerdings zusammen, um die CastAR-Assets zu kaufen und auf deren Basis Tilt Five – ein Kit aus AR-Brille, Controller-Handheld und Zubehör – zu entwickeln. Dafür sammeln sie nun auf Kickstarter Mittel von Fans, Early-Adoptern und potenziellen Mit-Entwicklern ein.
Gaming-Holodeck – solo oder mit Freunden
Ausgelegt ist Tilt Five auf Einzel- und Mehrspieler-Spiele am heimischen Spieltisch. Dafür bringt es einige Basis-Games mit, darunter Autorenn-Arcade, kleine Shooter-Games und Geschicklichkeitspuzzler aus eigener Entwicklung. Unterstützt werden sollen jedoch auch Mehrspielerspiele, bei denen nicht alle Beteiligten am selben Tisch sitzen: Über das Internet sollen auch Spielzustände von anderen Spielern in die eigene Brille projiziert werden können, sodass man auf Entfernung miteinander zocken kann. Wer keine eigene Brille hat, soll übrigens auch ein Smartphone oder Tablet substituieren können.
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Hinzu kommen Games von Drittanbietern, die mit Tilt Five partnern. Darunter etwa Gladiabots, das SciFi-Action mit Logikrätseln und Programmier-Elementen verbindet sowie Towerland– das es bereits als Virtual-Reality-Game für GearVR und die Oculus-VR-Brillen gibt.
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Tilt Five bietet sich für lokale Mehrspieler-Games an, funktioniert aber auch im Einzelspieler-Modus und via Internet mit anderen Spielern. (Bild: Kickstarter / Tilt Five)
Als Projektpartner ist auch Fantasy Grounds dabei – einer der größten Anbieter für virtuellen Spielumgebungen für Tabletop- und Rollenspiel-Systeme wie Dungeons&Dragons, Pathfinder oder Call of Cthulhu. Tilt Five ist übrigens nicht als reine Gaming-Plattform angelegt. Auch Projektpartner aus dem Dienstleistungssektor und Industrie sind mit an Bord.
Wie funktioniert Tilt Five?
Tilt Five ähnelt dem inoffiziellen Vorgänger CastAR. Kernstück des Systems ist eine AR-Brille mit zwei Kameras (CastAR hatte nur eine) und Mini-HD-Projektoren (720p-Auflösung), die von der externen Recheneinheit (Computer oder Smartphone) berechnete 3D-Bilder auf die Linsen der Brille projizieren. Man hat dabei eine 110-Grad-Sichtfelddiagonale. Mit eingebaut sind außerdem ein Mikrofon und Stereo-Lautsprecher.
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Die AR-Brille von Tilt Five ist als Leichtgewicht ausgelegt, bringt aber dennoch zwei Kameras und HD-Projektoren mit. (Bild: Kickstarter / Tilt Five)
Hinzu kommt ein Wand – also Zauberstab – genannter Handheld-Controller, den eine der Brillen-Kameras per Infrarot erkennt. Verbunden wird die Brille via USB mit einem Computer oder Smartphone, das die Rechenleistung der AR-Software übernimmt. Dadurch wiegt die Brille selbst nur rund 85 Gramm (der CastAR-Vorgänger war dagegen klobig), man hat jedoch ein Kabel im Nacken – wortwörtlich.
Gespielt wird auf einem 80 mal 80 Zentimeter großen Spielbrett, das einfach nur eine reflektierende Oberfläche darstellt. Diese Oberfläche erkennt die Head-Tracking-Kamera der Brille per Infrarot und projiziert die passenden Bilder an die passende Stelle auf die Brillengläser – berechnet durch das USB-verbundene Gerät. Optional kann man das Spielbrett – gegen Aufpreis – auf einen guten Meter Kantenlänge bringen. Hinzu kommt eine sogenannte Computer-Vision-Kamera: Diese erkennt neben dem Wand-Controller beispielsweise auch Spielkarten mit QR-Codes oder die Hände der Spielenden und ermöglichen so Interaktion mit den „Hologrammen“.
Die AR-Brille muss beim Spielen via USB-Kabel mit einem Rechner oder Smartphone verbunden sein. (Bild: Kickstarter / Tilt Five)
Kickstarter-Crowdfunding läuft
Seit 24. September 2019 ist Tilt Five auf Kickstarter und wirbt um Unterstützung – zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels war das Finanzierungsziel von gut 400.000 Dollar bereits deutlich überschritten. Mit den ersten Auslieferungen bei wird bei Erfolg des Projekts im Juni 2020 gerechnet. Vorerst funktioniert die Brille dann nur mit Windows- und Android-Geräten, Support für weitere Betriebssysteme ist jedoch geplant.
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Das günstigste Backer-Level geht bei 299 Dollar los und beinhaltet eine Brille, einen Wand, ein Spielbrett, Zubehör und die ersten Spiele. Ein Dreierpaket gibts für 859 Dollar. Alle Backer-Level beinhalten außerdem Zugriff auf das Tilt-Five-SDK, mit dem Softwarebastler eigenen Content für die AR-Umgebung erstellen können.
Mehr zum Thema: Augmented Reality im Business-Umfeld: Diese Einsatzmöglichkeiten gibt es
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